Samstag, 24. Mai 2008

Hilfe durch Beruhigungsmittel?

Sind Beruhigungsmittel eine geeignete Hilfe bei der Spritzenphobie?

Auch das ist von Person zu Person sehr unterschiedlich zu bewerten. Meiner Meinung nach, sind grundsätzlich "fast alle" Mittel erlaubt, die eine Spritzenphobie erträglicher machen.
Ich kenne drei Arten von Unruhe und Angst vor einer Nadelbehandlung:
  1. die extreme Unruhe vor einer Spritze am nächsten Tag
  2. "Überfallsartige" Mitteilung, das eine Injektion, Blutabnahme o. ä sofort notwendig ist
  3. die Sekunden vor dem setzen der Nadel
Meine Reaktionen sind auf die unterschiedlichen Zeiträume immer die gleichen: Wenn die Behandlung am nächsten Tag erfolgt, wünschte ich mir eine sofortige Ausführung, die aber nicht möglich war. Die Angst konnte sich also immer weiter aufschaukeln.
Oder aber, wenn die Behandlung sofort erfolgen sollte, fehlte mir die Vorbereitungszeit und ich fühlte mich überrumpelt. Dies hatte einige Male zur Folge, das ich die Behandlung aufgrund der Nadelphobie nicht vornehmen lassen konnte.

Falls die Behandlung erst am nächsten Tag erfolgt, kann man den Arzt bitten, das geeignete Beruhigungsmittel zu verordnen. Ich würde den Arzt fragen, ob er eventuell eine Einmal-Dosis aus seinem "Giftschrank" mitgeben kann.

Bei einer sehr kurzfristigen Behandlung muss die Wirkungszeit des Beruhigungsmittel berücksichtigt werden. Auf evtl. starke Nachwirkungen kann man sich vielleicht nicht mehr rechtzeitig und ausreichend vorbereiten.

Wie sind meine persönlichen Erfahrungswerte mit dem Einsatz von Beruhigungsmitteln?

Frei erhältliche Beruhigungsmittel wie z. B. Baldriantropfen zeigen bei mir keinerlei Wirkung.
Vor einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt, wurde mir eine Einmal-Dosis eines Beruhigungsmittel mitgegeben.
Die Wirkung war nicht schlecht. Ich fühlte mich doch sehr benommen und ruhiger ...
Mein Vorteil war, das ich nur 50m Fußweg von der Praxis entfernt wohne und die Nach- und Nebenwirkungen nicht so gravierend waren. Das konnte der Zahnarzt mitberücksichtigen bei der Auswahl und Dosierung des Mittels. Welches Medikament das war, kann ich leider nicht sagen.

Das andere Extrem war 2007, bei meinem langen Aufenthalt in der Uni-Klinik. Für eine abschließende Behandlung musste noch einmal ein Katheter gelegt werden. Psychisch war ich aber aufgrund meiner sehr ausgeprägten und im Laufe der Behandlungszeit immer schlimmer werdenden Nadelphobie sehr angeschlagen. Ich hatte bereits mehrfach Untersuchungen etc. eigenmächtig verschoben und auch abgelehnt.

Die Ärzte haben einen Schlachtplan entworfen und dazu gehörte auch der Einsatz von starken Beruhigungsmitteln. Ein großes Lob von mir an das medizinische Fachpersonal, ich habe leider mit meiner Phobie immer zusätzliche Arbeit gemacht.

Es wurde mir eine Stunde vor der Katheterverlegung, 2 x 50 mg Atosil® (ohne nennenswerte Wirkung) und danach noch 2,5 mg Tavor® verabreicht. Diese Mittelchen sind in Kombination und Dosierung ein mächtiger Hammer ...

Kurz nachdem ich die sich blitzschnell auflösende Tavor eingenommen hatte, bemerkte ich eine starke Beruhigung die sich dann immer mehr in Richtung starke Schläfrigkeit verstärkte.
Wenige Minuten später hörte ich auf dem Klinik-Flur die Schritte der Ärztin, PJ-lerin und Krankenschwester.
Und mit einem Schlag war die positive Wirkung der Hammer-Teile bei mir verflogen: "Shit happens!".

Es sind zu viele individuelle Faktoren zu berücksichtigen um ein generelles Fazit zum Einsatz von Beruhigungmitteln auszusprechen. Man kann nur den Einzelfall mit einem Arzt besprechen.

Wie immer, würde ich mich über einen Kommentar (Kritik, Tipp oder eigener Erfahrungsbericht) sehr freuen. Nur zu!

Freitag, 23. Mai 2008

Ablenkungs-Strategien bei der Spritzenphobie?

Jeder hat bestimmt seine eigenen Erfahrungen, wie man durch verschiedene Tricks die Angst vor der Spritze wenigstens abmildern kann.
Ich informiere immer vorher den Allgemeinmediziner, Internisten, Zahnarzt, Arzthelferin, oder die Krankenschwester /-pfleger über meine (extreme) Spritzenphobie. Diese Information wird in der Regel auch immer auf meiner jeweiligen Patienten-Karteikarte vermerkt.

Dann wird von mir darauf hingewiesen, dass ich mich auf einer Liege hinlegen muss und nach Möglichkeit frische Luft im Behandlungsraum vorhanden sein soll. Auch über meine "Körpersprache" wie z.B. mit den Beinen strampeln, verkrampfen und sogar das ich manchmal mit schmutzigen Wörtern fluche ;-), informiere ich die entsprechenden Personen.
Das man sich bspw. vor einer Blutentnahme die Spritze oder Nadel nicht zeigen lassen sollte, gehört ja zum 1x1.

Leider funktionieren bei mir nicht mehr die üblichen "Ablenkungsgespräche" durch das Fachpersonal wie z.B. : "Wohin fahren Sie gerne in Urlaub?" oder "Was haben Sie für Hobbys?".

Kreativer war ein Arzt:
Vor einer Impfung hatte der Arzt - für mich nicht vorhersehbar (!) - zuerst mehrfach mit der Faust auf die Injektionsstelle geschlagen und dann die Spritze gesetzt.

Dieser Überraschungseffekt hatte hervorragend funktioniert!


Manchmal kann es auch ganz hilfreich sein, z.B. wenn ein aktuelles Blutbild benötigt wird, dass die Blutabnahme sofort erfolgt, auch wenn der Abholtermin für das Labor schon verstrichen ist.
In einigen Fällen kann die fachgerecht aufbewahrte Probe auch noch am nächsten Tag genutzt werden.
Das erspart einem die unruhige Zeit vor einem neuen Termin. Also einfach den Arzt fragen!


Die Grafik zeigt die "Angstkurve" zu den unterschiedlichen Zeiten einer Zahnbehandlung von unterschiedlichen Patienten und deren Fähigkeit/Unfähigkeit zur Angsthemmung.






Welche Strategien zur Angstbewältung gibt es noch?
Schreibt einen Kommentar dazu.

Dienstag, 13. Mai 2008

Vorbereitungshilfe: Betäubungs-Salbe oder Pflaster

Eine weitere Hilfsmaßnahme um die Angst vor Spritzen abzumildern, wäre der Einsatz einer Salbe zur lokalen Schmerzausschaltung (Lokal-Anästhetikum).
Zur Zeit kenne ich persönlich nur eine Salbe - wird auch als Pflaster angeboten - mit dem Markennamen Emla®.
Anmerkung: Wer noch andere Salben von anderen Herstellern kennt, sollte diese - der Ausgewogenheit wegen - mitteilen.

Die Salbe enthält u.a. die Wirkstoffe Lidocain und Prilocain. Diese Salbe habe ich vor einigen Monaten während meiner 4-monatigen Behandlung (sehr schwere Pankreatitis, Bauchspeicheldrüsen-Entzündung) in der Uni-Klinik Köln ausprobieren können.

Die Salbe soll mindestens 1 Stunde vor einer Blutabnahme, Verlegung eines Katheters oder ähnlichen "Foltermethoden", großflächig und in ausreichender Menge auf die Haut aufgetragen werden. Zusätzlich soll ein beigelegtes Pflaster auf die mit der Salbe vorbehandelte Hautstelle geklebt werden.

Mein persönliches Fazit:

Die Panik vor dem stechen konnte mit der Salbe nicht aufgehoben werden.
Allerdings habe ich im nachhinein feststellen können, das der örtliche Schmerz doch zum Teil erheblich reduziert wurde. Diese Erfahrung kann(!) für eine erneute "Nadel-Behandlung" schon eine vorbeugende und positive (mentale) Auswirkung haben.


Bevor man sich die Salbe besorgt, gilt es auch hier wieder, sich vorher mit seinem Arzt abzusprechen. Unverträglichkeiten der verwendeten Substanzen,reduzierte Wirksamkeit von Impfungen, Hautentzündungen wie z.B. die "atopische Dermatitis" und sonstige mögliche und unbekannte Problemfälle müssen vor dem Einsatz einer solchen Salbe abgeklärt werden!

Mittwoch, 7. Mai 2008

Eisspray bei Spritzenphobie

Ein Hilfestellung bei einer Nadelphobie könnte der Einsatz von Kühlspray (Eisspray oder Kältespray) sein.
Die Gase die aus der Spraydose versprüht werden, verdampfen und werden somit wieder gasförmig. Dabei wird Verdunstungskälte erzeugt die in etwa Temperaturen von -35 Grad Celsius erreicht.

Ein weiterer Effekt ist, dass durch die Kälte des Kältesprays die Nervenleitgeschwindigkeit herabgesetzt wird. Dadurch erfolgt eine Verzögerung der Informationen, die Schmerz auslösen können.
Häufig wird das Spray bei Sportverletzungen oder Entzündungen eingesetzt.

Eigentlich müsste jeder Arzt Eisspray in der Praxis haben, also mal nachfragen und testen ob es einem hilft.